Ich bin katholisch

Ich bin nicht katholisch wegen der Priester, auch nicht wegen der besten. Und es gibt viele von ihnen.

Ich bin nicht katholisch wegen der Bischöfe, einschliesslich all der authentischen Hirten, die ihren Gemeinden nahe stehen und ihnen dienen.

Ich bin nicht katholisch wegen des Papstes, nicht einmal wegen des Papstes, der sich am meisten für die Benachteiligten unserer Zeit einsetzt.

Ich bin katholisch wegen der Liebe Gottes zu den Schwächsten.

Ich bin katholisch wegen Jesus, dem wahren Menschen, der sterblich ist wie jeder andere.

Ich bin katholisch wegen Jesus, dem Christus, einem vollkommen wahren Menschen, der erfüllt, was er sagt, und sein ganzes Leben für diejenigen hingibt, die er liebt: unsere prekäre Menschheit, die von der Tragik des Lebens erschüttert und misshandelt wird. Unsere Menschheit, die manchmal von Raubtieren zerschlagen wird, und das sogar inmitten des Hauses, das das sicherste sein sollte: der Kirche Christi.

Ich bin katholisch wegen der Eucharistie, in der wir zu dem Leib werden, den wir empfangen. Wo wir dazu aufgerufen werden, aus dem Leben Christi zu leben, aus der Tiefe unserer einfachen, gewöhnlichen Existenz. Ohne Fahnen und ohne Werbung.

Ich bin katholisch, weil ich dem Wort Gottes glaube, das mir erzählt, dass mein Gott die Entscheidung getroffen hat, mit der Menschheit einen Bund zu schliessen, sie aus der Sklaverei und der Verzweiflung zu retten. Das Wort Gottes, das mir von einem Gott erzählt, der sich unbezahlbar, aus reiner Liebe, dazu entschliesst, sich an den Tisch meiner Existenz zu setzen. Jeder Existenz, um sie zu teilen.

Ich bin Katholikin und aus dem Herzen des Winters der Kirche, in dem wir uns aufgrund der Ungeheuerlichkeit der Missbräuche und Verbrechen und der Art und Weise, wie sie ungestraft dem Blick der Gerechtigkeit und der Wahrheit entzogen wurden, befinden, versuche ich entschieden, Tag für Tag eine Jüngerin Christi zu werden.

Ich glaube mit meiner ganzen Seele, meinem ganzen Herzen, meinem ganzen Willen und meinem armen Verstand, dass das Böse und die Lüge nicht siegen werden.

Darin besteht mein täglicher Einsatz und meine Hoffnung. Ich bitte darum, dass sie immer stärker sein mögen als mein Zorn, meine Überwältigung und mein grosser Kummer. Eine Wut, eine Überwältigung und eine Trauer, die im Vergleich zu denen der Opfer nur wenig sind.

Sr. Véronique Margron, Dominikanerin, Theologin und Präsidentin der Konferenz der Ordensmänner und Ordensfrauen in Frankreich (CORREF), übersetzt aus dem Französischen von Christoph Albrecht